Philosophikum Domplatz Münster
Ort | Münster |
Jahr | 2011 |
BGF | 9.980 qm |
Der vorliegende Entwurf basiert auf einer strengen modularen Ordnung, die aus den verschiedenen vorgegebenen Funktionsbereichen differenziert abgeleitet wird. Gleichzeitig wird durch den Ansatz, einen auf dieser modularen Ordnung möglichst kompakten und zusammenhängenden Baukörper zu entwickeln, das Bestreben nach einem wirtschaftlichen und energiesparenden Grundlayout unterstrichen. Ausgangspunkt für das Gebäudelayout sind die städtebaulichen, architektonischen und funktionalen Rahmenbedingungen der Auslobung und des Raumprogramms. Grundlegend für die Entwurfsidee sind die Vorgaben des Auslobers die Nord- und Ostfassade des Bestandsgebäudes zu erhalten. Um wirtschaftliche Geschosshöhen und Flächen zu erhalten wird die Südfassade bis zum Kopfgebäude am Domplatz und bis zur Mittelwand zurückgebaut. Die ehemalige Altbaukubatur wird mit der Funktion „Bibliothek“ als Neubauabschnitt mit neuen, geringeren und gleichen Geschosshöhen wieder ergänzt. Zwischen Bestandskubatur und Fürstenberghaus wird ein neuer Gebäudeteil mit der Funktion „Büro“ ergänzt.
Zur Belichtung und Belüftung liegt zwischen Bibliothek und dem Büroriegel ein großes, sich über vier Geschosse erstreckendes Foyer in Ost-West-Richtung. Es ist mit dem Haupteingang vom Domplatz aus Zentrum und Haupterschließung für alle Gebäudenutzungen, hat aber auch die Funktion der Be- und Entlüftung für die angrenzenden Büro- und Bibliotheksräume. Zusätzlich kann das Foyer auch flexibel für kleinere Veranstaltungen genutzt werden.
Die Studiobühne bleibt an der gleichen Stelle wie bisher, wird in seiner Ausrichtung jedoch gespiegelt und um einen Oberrang ergänzt. Auch die zugehörigen Umkleiden und Sanitärräume bleiben unterhalb des Bühnenraums. Über den westlichen Nebeneingang im Untergeschoss kann der Zugang zur Studiobühne auch separat vom restlichen Gebäude erfolgen. An der südlichen Außenfassade des Kellergeschosses werden auf ganzer Länge Büros und ein weiterer Seminarraum platziert.
Die unbelichteten Kellerflächen unterhalb des Foyers dienen als Fahrradgarage. Mit Hilfe eines sehr effizienten Parksystems können hier beinahe alle geforderten Fahrradstellplätze sicher untergebracht werden.
Städtebauliches Ziel ist, den vorhanden Charakter der Wegeführung, den altstädtischen Wechsel von Enge und Weite fortzuschreiben.
Durch die schmale Fuge zwischen Fürstenberghaus und dem Kopfgebäude des Philosophischen Seminars gelangt man vom Domplatz zum Foyer des neuen Philosophikums. Aufgrund des erweiterten Gebäudevolumens des Philosophischen Seminars wird der ehemals unbestimmte Hofraum zwischen Fürstenberghaus und Philosophischen Seminar zu einer klar gefassten Gasse an deren Ende eine großzügige Treppe mit Fahrradrinnen durch die ehemalige Feuerwehrdurchfahrt im Fürstenberghaus auf den Domplatz führt.
Der Platz zwischen den Gebäuden der Katholischen Theologie und dem Philosophikum wird nun dreiseitig klar gefasst und öffnet sich Richtung Süden zu den großzügigen Grünflächen zwischen Petrikirche und Aa.
Die äußere Erschließung des Grundstücks (Anfahrt Feuerwehr, Zufahrt Parkplätze, Anlieferung, Ver- und Entsorgung) erfolgt über die Johannisstraße im südlichen Bereich des Planungsgebietes sowie über den Haupteingang am Domplatz. Mit dem ebenerdigen Haupteingang vom Domplatz ins Erdgeschoss sowie dem denkmalgeschützten Eingang dort und dem westlichen Nebeneingang in das Kellergeschoss verfügt der Neubau über zwei Zugänge, welche sich einerseits zum östlich gelegenen Dom und andererseits zu den südwestlichen Freianlagen hin orientieren.
Durch die Eingänge gelangt man in das zentral gelegene Foyer im Erdgeschoss. Dieses Foyer stellt das Zentrum des neuen Philosophikums dar, von hier gelangt man zu allen wesentlichen Nutzungsbereichen. Auf der Nordseite des Foyers ist der Eingang zur Bibliothek, die über eine eigene innere Erschließung bis in das Dachgeschoss verfügt. Links und rechts an der Bibliothek vorbei gelangt man jeweils in die beiden großen Hörsäle. An der Westseite liegt die Studiobühne, an der Südseite liegen fünf der zehn Seminarräume.
Die innere Erschließung des Gebäudes wird über zwei notwendige Treppenhäuser, jeweils an beiden Enden des Foyers sichergestellt. Entlang des Foyers führen Flure als offener Laubengang zu den Büros und Seminarräumen in den drei Obergeschossen des Neubaus.
Bibliothek und Büro basieren auf der gleichen Achsialität. Daher ist eine flexibele Umnutzung jederzeit möglich.
Das Bandmodul ist in der Fassade als Gestaltungsprinzip ablesbar. Die modulare Bauweise erlaubt in der Konstruktion den größtmöglichen Einsatz von Fertigteilen mit einer maximalen Wiederholungsrate damit wird dem Wunsch des Auslobers nach einer wirtschaftlichen Bauweise Rechnung getragen. Die elementierte Fassade besteht aus scharfkantigen, geschliffenen Betonwerksteinfertigteilen. Die Farbgebung passt sich in Ihrer Farbigkeit der bestehenden Putzfassade an.
Die 2,80 m breiten Aluminiumfenster liegen innenbündig zwischen 40 cm tiefen und 20 cm breiten Lisenen. Auf Fuge gesetzte Glasscheiben, 5cm hinter der Fassadenkante dienen als Wind- und Lärmschutz. Zwischen den beiden Ebenen liegt der außenliegende Sonnenschutz. Alle Betonelemente in den geschlossenen Feldern liegen außenbündig zwischen den Lisenen.
Aufgrund der Bodenverhältnisse wird eine Tiefgründung mittels Bohrpfählen vorgesehen.
Die südliche Neubauspange wird als massiv freitragende Flachdeckenkonstruktion ausgebildet. Die Unterstützung der Decke wird durch Flachstahlstützen (fassadenseitig) im Rastersystem und Stb.-Fertigteilstützen (foyerseitig) im doppelten Rastersystem sichergestellt.
Sämtliche Innenwandkonstruktionen können als leichte Trennwände mit großer Flexibilität erstellt werden.
Der Bibliotheksbereich mit höheren Flächenlasten wird als massive Stb.- Deckenkonstruktion ausgebildet. Die Decke wird einseitig durch eine geschlossene Massivwandkonstruktion und zum Foyer durch St.-Fertigteilstützen unterstützt.
Die Fassadenkonstruktion im Neubaubereich wird als vorgestellte Fassadenkonstruktion ausgebildet. Sämtliche Anschlüsse können konventionell erstellt werden. Die Anbindung an das Gebäude kann verdeckt im Decken- / Stützenknoten erfolgen.