Gymnasium Heriburg Coesfeld
Nutzung | Bildung |
Bauherr | Stadt Coesfeld |
Ort | Coesfeld |
Jahr | 2021 |
BGF | 2.830 qm |
Realisierungswettbewerb 2021 | 3.Preis |
Der Neubau soll mit seinen Räumlichkeiten ein schülerorientiertes und kooperatives Lernen möglich machen. Der Ansatz für diesen Entwurf ist ein Weiterbauen des vorhandenen Gebäudes. Ein einhüftiger, dreigeschossiger Gebäuderiegel wird parallel zur nordöstlichen Gebäudekante an dem Standort mit minimalem Eingriff in die Schulhoffläche platziert. Der großzügige und geschossübergreifend verbundene Atriumbereich bietet flexibel nutzbare hierarchiefreie Flächen an um die Zusammengehörigkeit aller SchülerInnen und Klassen zu verstärken.
Der Aufzug mit Durchladerfunktion überbrückt den Höhenunterschied im Erdgeschoss und bedient so Neubau und Altbau gleichermaßen. Damit kann die barrierefreie Zugänglichkeit der Gebäude erreicht werden.
Im Erdgeschoss wird das Gebäude sowohl vom östlichen als auch vom westlichen Schulhof im Bereich des Anschlusses erschlossen. Hier erfolgt auch der Übergang zwischen den Gebäuden. Zusätzlich gibt es auf der nordöstlichen Seite den Ausgang aus dem Treppenhaus mit seiner skulpturalen Freitreppe.
Als erster Rettungsweg kann über das Atrium in beide Treppenräume geflüchtet werden. Zusätzlich gibt es zwischen allen Klassenräumen Bypasstüren für den zweiten baulichen Rettungsweg.
Die Unterrichtsräume sind fachweise auf einem Geschoss mit dem jeweiligen Sammlungsraum dazwischen angeordnet.
Das Labor wird als flexibel nutzbarer Raum geplant. Durch die Größe ist auch die Errichtung einer mobilen Trennwand zur Abtrennung in zwei separate Teile möglich.
Die großen Flurzonen des Atriums werden für die Differenzierungsbereiche ausgestattet. Schallschluckende Vorhänge sorgen für Flexibilität in der Nutzung. Zusammen mit den Akustikdecken bilden sich Flächen, um dort in Kleingruppen zu lernen zu können.
Durch die mobile Ausstattung dieser Flächen sind verschiedenste Nutzungen vorstellbar. Besonders im Erdgeschoss kann im Zusammenspiel mit dem großen Musikraum ein großzügiges Foyer bei größeren Veranstaltungen ermöglicht werden.
Mit dem Dachgarten im zweiten Obergeschoss wird ein „Grünes Klassenzimmer“ vorgeschlagen. Hier sind zusätzliche Angebote für differenziertes Lernen möglich.
Auch normaler Unterricht könnte nach draußen verlegt werden. Der Dachgarten ist somit eine Fläche für besondere, eventuell auch außerschulische Aktivitäten.
Die Öffnungsflügel der Oberlichter ermöglichen eine systematische und zentral gesteuerte natürliche Lüftung, zum Beispiel als Nachtauskühlung im Sommer ohne die Sicherheitsprobleme bei normalen Fensterflügeln.
Ein System aus vertikalen und horizontalen Kanälen entlang der Trennwand zwischen Klassenräumen und Flurzone ermöglicht optional eine kontrollierte Be- und Entlüftung der Räumlichkeiten integriert in die Möbel ohne zusätzliches Gebäudevolumen bauen zu müssen.
Der Einsatz von regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik oder Solarthermie ist auf den Flachdachflächen problemlos möglich.
Das Gebäude kann als rationaler und materialminimierter Massivbau realisiert werden. Alternativ könnten Spannbeton-Fertigteildecken mit vorgefertigten Wänden in Holzrahmenbauweise zum Einsatz kommen. Der Treppenraum wird in jedem Fall in Stahlbeton umgesetzt um die statische Aussteifung und den Brandschutz sicher zu stellen.
Der Neubau nimmt das Fassadenmaterial der Waschbetonplatten auf und rahmt damit die moderne Aluminium Glasfassade ein. Die Materialwahl verbindet so den Neubau mit dem Bestand zu einer Einheit. Um an die vorhandene Geschossigkeit anschließen zu können, wird der Neubau ca. 40 cm tiefer gesetzt. Der Anschluss an das nordwestliche Treppenhaus erfolgt mit einem schmalen Flur. Innerhalb dieser Anbindung wird der Aufzug platziert.
Die Aluminium-System-Fassade hat einen außenliegenden Sonnenschutz, der in Schienen geführt wird und daher auch bei hohen Windlasten funktioniert. Die besondere Form der Aluminiumprofile des Sonnenschutzes bietet sowohl einen sommerlichen Wärmeschutz als auch einen Blendschutz oder auch eine komplette Verdunklung der Fenster.
Das Flachdach wird als Nutzdach ausgebildet. Auf diese Weise ist es möglich ein sog. Energie-Gründach zu realisieren, d.h. eine Kombination aus extensiver Dachbegrünung und Photovoltaik-Modulen.
Oberhalb der Atriumöffnung erhält das Dach Oberlichter die zum einen für zusätzliches Licht in den Flurzonen sorgen und zum anderen den benötigten Rauchwärme Abzug garantieren.
Die Verwendung dauerhafter, alterungsbeständiger Materialien mit geringem Reinigungs- und Renovierungsaufwand trägt maßgeblich zur Reduzierung der Investitions- und Betriebskosten bei.