Fassadensanierung Schüchtermannklinik Bad Rothenfelde
Nutzung | Medizinisches Versorgungszentrum |
Bauherr | Schüchtermann-Klinik |
Ort | Bad Rothenfelde |
Jahr | 2011 |
BGF | - |
Realisierungswettbewerb | 2011 |
Das Entwurfsziel ist eine optimale Belichtung der Krankenzimmer sowie ein freier Ausblick auch aus den Betten.
Außerdem soll eine energetisch optimierte Wärmedämmung mit einem nachhaltigen Fassadenmaterial verbunden werden und so zu einem möglichst effizienten Investitionseinsatz führen.
Das Hauptmaterial Klinker wird dem Klinikgebäude ein insgesamt homogenes Erscheinungsbild geben und gleichzeitig die prägnante, kubische Form des Gebäudes unterstreichen.
Durch die neue Fassade in hochwertiger Gestaltung erhält die Klinik ein eigenständiges Auftreten und einen hohen Wiedererkennungswert.
Zusammenfassende Fensterbänder gliedern die Fassaden horizontal.
Innerhalb der Fensterbänder wechseln sich Fenster Wandpfeiler mit WDVS-Bekleidung ab.
Durch den Rückbau der Fensterbrüstungen ergeben sich bodentiefe Fenster, die mehr Licht und Luft in die Patientenzimmern lassen.
Beschreibung der Gestaltung
Der gewählte Klinker im Farbton Creme weiss Arrezzo lässt das Gebäude trotz seiner Größe zurückhaltend wirken.
Die Putzflächen werden farblich an Fenster und Geländer in DB 703 angepasst um eine durchgehende Bandwirkung zu erzielen.
Der Raffstore-Behang wird in Aluminium eloxiert ausgeführt um die einfallende Lichtmenge nicht zu reduzieren.
Da keine wesentlichen Änderungen an der Kubatur vorgenommen werden bleibt die städtebauliche Einbindung unverändert.
Durch die Farbgebung des gewählten Klinkers wird das Klinikgebäude in seinem Auftritt zurückhaltender.
Die Rückbaumaßnahmen sind so geplant, dass sie im Rahmen der Zimmersanierung durchzuführen sind. Zunächst werden die vorhandenen Fenster ausgebaut und die Brüstung entfernt.
Die Zimmer in den sich abtreppenden Bauteilen erhalten zusätzlich ein neue Hintermauerwerk um allen Fensteröffnungen das gleiche Format zu geben.
Anschließend können die neuen Fenster eingebaut werden.
Nach Abschluss der Innenarbeiten folgen die Fassadenarbeiten, Dämmen, Verklinkern und Putzen Zug um Zug.
Der gewählte Klinker ist ein langlebiges, robustes und auch pflegeleichtes Fassadenmaterial.
Die Putzflächen sind zum einen durch die gewählte Farbe relativ unempfindlich, zum anderen sorgt eine spezielle Oberbeschichtung dafür das sich keine Algen oder Pilze festsetzen und die Fassade verfärben.
Die Fassadenflächen in Klinkermauerwerk haben einen Schalenabstand von 20cm.
Das schafft zum einen die Möglichkeit eine durchgehende Fassadenflucht vom EG bis zum 5.OG zu schaffen zum anderen kann die Fassade eine energetisch optimierte Dämmung erhalten.
Die bestehenden, außenbündigen Betonunterzüge im 1.OG werden mit einer Mindestdämmung und Klinkerriemchen beklebt.
Im Bereich der Decken werden die Klinker als Fertigteilstürze vor die Raffstoren gehängt. Der gewählte Raffstore als außenliegenden Sonnenschutz ist eine „Z-Lamelle“.
Diese schafft eine bessere Verdunkelung, ist weniger windanfällig und fährt daher seltener automatisch hoch.
Die baurechtlichen Anforderungen an den Wärmeschutz der Fassade ergeben sich aus der Energieeinsparverordnung EnEV2009, nach §9 ‚Änderung, Erweiterung und Ausbau von Gebäudenʼ in Verbindung mit Tabelle 1 der Anlage 3.
Außenwände: Umax ≤ 0,24 W/m2K
Fenster: Umax ≤ 1,30 W/m2K
Mit den folgenden Wandaufbauten werden diese Anforderungen eingehalten bzw. um bis zu 25% unterschritten. Gegenüber dem Bestand ergibt sich damit eine Verringerung der Transmissionswärmeverluste um über 85%.
Durch eine außen liegende Wärmedämmung ergeben sich folgende bauphysikalische Vorteile gegenüber dem Bestand:
- Anhebung der Innenoberflächentemperatur der Außenwand
- Verringerung von Wärmebrückenwirkungen einbindender Innenbauteile - Verbesserung des Schallschutzes der Fassade
- Erneuerung des Schlagregenschutzes
Das Fassadensystem als zweischaliger Aufbau mit Klinkervorsatzschale erhöht in Kombination mit der Wärmedämmung die thermische Dämpfung hinsichtlich des Einflusses des Außenklimas auf das Innenklima die. Die inneren Massivbauteile bleiben hinsichtlich ihrer Wärmespeichereigenschaften (Tagesgang der Temperatur) voll erhalten (speicherwirksame Dicke ca. 10cm)
Zusätzlich könnte über die Technische Gebäudeausstattung die Licht- und Energieeffizienz weiter optimiert werden.
Durch den Einsatz eines Jalousiemanagementsystem wird eine optimale Nutzung des Tageslichtes bei gleichzeitigem Schutz vor Blendung erreicht. Die Lamellenverstellung erfolgt sonnenstandsabhängig, ein Lamellenwinkelautomat berechnet dazu zyklisch den exakten Winkel bei dem die Tageslichtversorgung trotz Blendfreiheit maximiert wird. Bei Einsatz einer helligkeitsgeführten Beleuchtung im Bestand, kann so ein Maximierung der Energieeinsparrung erzielt werden.
Die geplante wärmetechnische Sanierung des Außenbauteile reduzieren den notwendigen Wärmebedarf zur Beheizung der Gebäude was grundsätzlich dazu führt, dass geringere Vorlauftemperaturen gewählte werden können. Perspektivisch können dadurch auch Beheizungssysteme in Betracht kommen die niedrige Vorlauftemperaturen bereitstellen, z.B. Geothermie etc.
Eine Kühlung der Patientenzimmer ist nicht vorgesehen. Durch den geplanten außen liegenden Sonnenschutz (Jalousie mit Abminderungsfaktor Fc = 0,25) wird der sommerliche Wärmeschutz, gegenüber dem Bestand, erheblich verbessert. Die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz nach der EnEV2009 können darüber hinaus eingehalten werden. Damit reduzieren sich die Wärmelasten des Gebäudes.
Durch die neuen, dichten Fenster besteht die Gefahr eines „Vakuums“ durch die Abluftanlagen in den Zimmerbädern. Im Rahmen des Wettbewerbs sollte man aber davon ausgehen, dass die Undichtigkeiten der Zimmertüren und das gesamt Volumen der Klinik ausreicht um ein „Vakuum“ zu verhindern.
Im Rahmen einer späteren Bearbeitung des Projektes muss dieser Zusammenhang aber dezidiert untersucht werden und ggf. Maßnahmen ergriffen werden (Zuluftanlagen mit Raumluftbehandlung).